Informationen
  Unser Team     Aktuelles     Vermittlungen     Zuhause gefunden     Krankheiten     Tierschutz     Privates     Memory     Regenbogenbrücke     Schmunzelecke  
Alles zum Hund
Alles zur Katze
Anschaffung Kleintiere
Chip
Erholung
EU-Pass
Fuchsbandwurm
Haustier Fundsache?
Igel
Käfigeier in Süßwaren
Ponys
Registrierungen
Schildkröten
Sonnenbrand
Silvester
Tierbestattungen
TSV Mafiöses System
Urlaub geplant?
Urlaub im Süden
Urlaubssouvenirs
Weihenstephan
Weihnachten
Wellensittiche
Zecken
Common:
Home
Links
unser Banner für Sie
Routenplaner
Gästebuch
Sitemap
Impressum

Tierschutzverein - Mafiöses System

TURBULENTE SZENEN 14. April 2008

"Poggendorf ist für mich ein Ganove"

Wolfgang Apel, der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, greift ehemaligen Chef des Hamburger Tierheims scharf an.

Von Ulrich Gaßdorf
TURBULENTE SZENEN

"Wolfgang Poggendorf ist für mich ein Ganove, der den Hamburger Tierschutzverein in ein Chaos gestürzt hat. Die alten Vorstände, die jetzt wieder kandidieren, gehören davongejagt." Diese scharfe Kritik übte Wolfgang Apel, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, am Sonnabend in einer sehr emotionalen Rede vor rund 150 HTV-Mitgliedern im Bürgerhaus Wilhelmsburg. Die Anwesenden hatten offensichtlich dieselbe Meinung und applaudierten lautstark. Der eigentliche Grund für die Veranstaltung war die Vorstellung der Kandidaten für die Vorstandswahlen des HTV. Doch Wolfgang Apel musste seinem Ärger zunächst Luft machen: "Der Tierschutz in Hamburg ist gelähmt. Es ist einfach unverschämt, dass die alte Garde wieder antreten will", so Apel. Damit waren offensichtlich die ehemalige Erste Vorsitzende Karin Klinkradt, ihre Stellvertreterin Christine Kimpfel-Neumaier und die enge Poggendorf-Vertraute Urte Hitzer gemeint. Doch die drei Damen ließen sich am Sonnabend nicht blicken. Auch Jan Heitmann, der alleine in den Jahren 2004 bis einschließlich 2007 rund 140 000 Euro für "Pressearbeit" (wir berichteten) beim HTV bekommen hatte und ebenfalls bei den Wahlen antritt, fehlte. Ebenso der ehemalige HTV-Vorsitzende Wolfgang Poggendorf, gegen den die Staatsanwaltschaft in mehreren Fällen wegen des Verdachts der Untreue ermittelt.

Die Vorstellung der übrigen Kandidaten verlief zunächst ruhig und sachlich. Die Richterin Gabriele Waniorek-Goerke, die aussichtsreich für das Amt der Vorsitzenden kandidiert, ließ sich von ihrem Ehemann Eberhard vertreten: "Meine Frau liegt nach einer Operation im Krankenhaus, deshalb werde ich heute über ihre Motive für die Kandidatur sprechen", so Goerke. Doch als dann Friedel Schultze auf dem Podium saß, die als Beisitzerin kandidiert, wurde es laut. Ein Mitglied wollte wissen, ob Frau Schultzes Ehemann der Hausmeister in der Wohnanlage ist, in der Wolfgang Poggendorf lebt? Diese Frage bejahte Friedel Schultze, woraufhin es Proteste aus dem Publikum gab. Nach dem offiziellen Teil der Veranstaltung eskalierte die Situation. Die 72 Jahre alte Rentnerin stürmte auf den Rechtsanwalt Friedrich Engelke zu und bepöbelte ihn lautstark. Offensichtlich vermutete die Poggendorf-Bekannte, dass Jurist Engelke die Information lanciert hatte. Ansonsten waren sich die Mitglieder einig, dass jetzt die Zeit für einen Neuanfang beim krisengeschüttelten HTV ist. "Rettet den Tierschutz" ist das gemeinsame Motto der Kandidaten Waniorek-Goerke, Manfred Graff und Edgar Kiesel (kandidiert als Schatzmeister): "Wir wollen das Vertrauen der Öffentlichkeit in den Tierschutz zurückgewinnen", sagte Rechtsanwalt Graff, der Zweiter Vorsitzender werden will.

Für Wolfgang Apel ist unterdessen vor allem eines wichtig: "Wir müssen dringend einen neuen integeren Vorstand haben. Wenn der HTV nicht bald aus den negativen Schlagzeilen rauskommt, ist der Tierschutz in Hamburg am Ende."

erschienen am 14. April 2008

07. April 2008 - Der Spiegel

VEREINE
Mafiöses System

Von Per Hinrichs

Erbschaften und Spenden zuhauf: Der Reichtum der Tierschutzvereine lockt immer wieder dubiose Geschäftemacher.

Der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes fand aufmunternde Worte. Der Hamburger Tierschutzverein habe "turbulente Monate hinter sich", schrieb Wolfgang Apel vor wenigen Tagen an die hanseatischen Kollegen. Sein Dachverband wolle sie nun "mit all unseren Kräften" unterstützen und in eine "erfolgreiche Zukunft führen".

Hilfe hat der 6200 Mitglieder starke Verein an der Elbe dringend nötig: Staatsanwälte ermitteln gegen den zurückgetretenen Vereinschef und langjährigen Geschäftsführer Wolfgang Poggendorf, der Vereinsgelder beiseitegeschafft und krumme Deals um Immobilien und Erbschaften gefingert haben soll. Die Staatsanwaltschaft ließ vorsorglich 179.000 Euro sicherstellen. Nur ein vom Gericht bestellter Notvorstand hält den Laden mitsamt Tierheim am Laufen, hinter den Kulissen tobt der Streit um die Chefnachfolge.
Die Querelen der Hamburger Tierschützer sind symptomatisch für die Vereinsmeierei um das liebe Vieh: Rund 800.000 Mitglieder gehören den im Dachverband organisierten Tierschutzvereinen bundesweit an - weit mehr als etwa die 50.000 Mitglieder im Kinderschutzbund.
Viele Vereine sind reich, die Hamburger sollen rund zehn Millionen Euro Vermögen besitzen. Immer wieder gibt es jedoch heftiges Gerangel um Mitgliedsbeiträge und vor allem um die Erbschaften dahingeschiedener Tierfreunde.

Die Staatsanwaltschaft Berlin etwa wirft dem ehemaligen Geschäftsführer des Hauptstadtvereins Volker W. insgesamt 276 Fälle von Untreue vor, seiner Frau werden 21 Fälle zur Last gelegt. Insgesamt 126.000 Euro sollen die beiden veruntreut haben.

"In den Großstädten haben die Tierschutzvereine häufig viel Geld durch Erbschaften und Spenden. Da kommt es eben vor, dass jemand in die Kasse greift", klagt Friedrich Engelke, einflussreiches Mitglied im Hamburger Tierschutzverein.
Sein Ex-Chef Poggendorf hatte sich von den Amateurvorständen eine Generalvollmacht ausstellen lassen. Erbschaften beispielsweise konnte er so allein verwalten, wobei für ihn dann schon mal eine schicke Wohnung auf Sylt zum Schnäppchenpreis abfiel. Mit der Vollmacht in der Tasche habe "er sich ein mafiöses System von Abhängigen aufgebaut", behauptet Jurist Engelke.

Der Tierschutzbund stößt sich ebenfalls an dem Treiben dilettierender Vorstände in den Vereinen draußen. "Es ist immer schwer, im Ehrenamt zu 100 Prozent präsent zu sein", sagt Geschäftsführer Thomas Schröder vorsichtig. "Bei uns geht es nicht um Sachen, sondern um Tiere, da gehören Emotionen dazu."
In schöner Regelmäßigkeit tauchen zwielichtige Geschäftsleute auf, die vorgeblich um Spenden für notleidende Tiere werben. Am dollsten trieb es der gelernte Werkzeugmacher Wolfgang Ullrich, der das Deutsche Tierhilfswerk ausplünderte. Bis zu 28 Millionen Euro soll er zusammengerafft haben, 2003 wurde er zu zwölf Jahren Haft verurteilt.

"Mit so etwas haben wir nichts zu tun", wehrt Schröder jeden Vergleich ab. Tatsächlich helfen die Bonner bei der Aufklärung von Betrugsfällen. In Berlin wurde Apel sogar als Hobbydetektiv tätig, schlich sich in das Hauptstadtbüro und sammelte Beweismaterial für eine Anklage gegen Volker W.
Auch in Hamburg versuchen Apel und Schröder, den Neuanfang zu organisieren. Am kommenden Sonnabend lädt der Tierschutzbund zu einer Kandidatenvorstellung für den neuen Vorstand ein. Unter den 17 Aspiranten hat Jurist Engelke allerdings 7 Poggendorf-Vertraute ausgemacht: "Wenn die wieder drankommen, wäre das der Sargnagel für den Verein."



Printable version